Obwohl das Fernsehen ein optisches Medium ist, fehlte es auch in den jungen Jahren der Television nicht an beliebten Musiksendungen. Allerdings taten sich die Fernsehmacher in den frühen sechziger Jahren noch vergleichsweise schwer damit, die insbesondere aus England und den USA herüberschwappende Welle populärer Musik in ihr Programmangebot zu integrieren.
Die schnellen Beats, die vor allem die Jugendlichen begeisterten, wurden in weiten Teilen der Gesellschaft lange Zeit noch sehr kontrovers diskutiert, wenn nicht sogar gänzlich abgelehnt. Doch die enormen Verkaufszahlen auf Tonträgern und die einstweilen recht fremd klingenden Titel in den deutschen Hitlisten sprachen eine eigene Sprache, der gegenüber man sich auch in den Fernsehanstalten mit ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag irgendwann einfach nicht mehr taub stellen konnte.
Es ist zwar nicht bekannt, wie sehr man seinerzeit aufseiten der Programmverantwortlichen schon in Kategorien wie z. B. “Einschaltquoten” oder “Zielgruppenoptimierung” dachte. Fakt ist aber, dass man seit etwa 1963 sehr wohl auch in den Unterhaltungsredaktionen der Fernsehsender die Ausbildung einer gewissen Jugendkultur registrierte, die sich ebenso im Musikgeschmack von althergebrachten Konventionen deutlich differenzieren wollte. Da die Geburtenzahlen in den Sechzigerjahren gleichzeitig steil nach oben zeigten, nahm man sehr wohl den Zulauf an jugendlichen Hörern war, die englische oder amerikanische Soldatensender wie z. B. “AFN” oder auch “Radio Luxemburg” und diverse einschlägige Piratensender zu verzeichnen hatten.
Als die ARD dann schließlich 1965 mit dem “Beat-Club” vorpreschte, zog das ZDF ein knappes Jahr später mit der Fernsehsendung “4-3-2-1 Hot and Sweet” nach, in der sie neben deutschen Schlagerstars wie beispielsweise Roy Black, Manuela, Drafi Deutscher, vor allem aber internationalen, meist englischsprachigen Popstars, eine den zeitlichen Umbrüchen angepasste Bühne bot.
Modern, schick, frech, vor allem aber fürs Auge gänzlich neu wurde “4-3-2-1 Hot and Sweet” konzipiert. Was den Look der Sendung betraf, orientierte man sich weitestgehend an den etablierten amerikanischen Musik- und Tanz Shows, wie etwa der überaus populären “American Bandstand”, die auf der anderen Seite des Atlantiks schon seit den frühen 50er Jahren in die dortigen Haushalte strahlte. So wurden dann auch hierzulande optische Reize in die Sendung integriert, die so manchen konservativen Zeitgenossen anfangs wohl noch an den Untergang des Abendlandes denken ließen. Junge Mädchen in knappen Kleidern wurden gezeigt, die sich tanzend zu dem agilen Beat der Interpreten und Bands bewegten und auch an technischen Innovationen wurde nicht gespart. Die Regisseure der Sendung setzten auf die Bluebox-Technik, die es erlaubte, die Musikvorträge mit poppig-bunten Hintergrundbildern aufzuwerten.
Im ersten Jahr moderierte Lotti Ohnesorge die vom Start weg sehr erfolgreiche Samstagnachmittagsshow. 1967 führte Alf Wolf durch die Sendung, die aber auch schon sehr bald wieder durch Suzanne Doucet und den damals erst fünfzehnjährigen Ilja Richter übernommen wurde. Als bekannt wurde, dass Suzanne Doucet ein ähnliches Format auch im Schweizer Fernsehen moderierte, war es Ilja Richter allein, der der Show von 1968 bis ins Jahr 1970 Gesicht, und mit dem Aufsagen des Countdowns 4, 3, 2,1 … vor jedem Titel eine unverwechselbare Stimme verlieh. Eine Präsenz und Stimme, die Fernsehnostalgikern noch aus der direkten Nachfolgesendung “Disco” bekannt sein dürfte, die Ilja Richter endgültig zur Fernsehlegende machte.