Als 1956 der „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ zum ersten Mal live aus Lugano übertragen wurde, ging es noch um das Lied, nicht den Interpreten. Es handelte sich um einen internationalen Komponistenwettbewerb, den die Europäische Rundfunkunion veranstaltete. Mittlerweile heißt das umbenannte Event „Eurovision Song Contest“. Beteiligen dürfen sich ausschließlich Rundfunkanstalten der European Broadcasting Union, kurz EBU.
Auch wenn die Rundfunkunion den Begriff „Europäisch“ im Titel führt, sind auch mehrere Radio- bzw. Fernsehstationen aus Afrika oder Asien angeschlossen. Seit dem Jahre 1957 ist es Tradition, dass jedes Teilnehmerland einen musikalischen Botschafter zum Eurovision Song Contest entsendet. Die Veranstaltung wird jedes Jahr als Live-Übertragung aus dem Siegerland des Vorjahres ausgetragen, sofern das Siegerland dies finanzieren kann.
Die Übertragung des Song Contest Finales wird sehr aufwändig inszeniert. Sie wird als Live-Übertragung in alle Teilnehmerländer betrieben. Die Kandidatenvorstellung wird per Videoclip interessant aufbereitet. Die Gesangsbeiträge der einzelnen Teilnehmerländer machen den ersten Block der Show aus. Im zweiten Teil des Fernsehabends, der für viele Zuschauer Kultcharakter hat, wird die Punktevergabe übertragen. Dazwischen wird ein Showteil geschaltet. Jedes Teilnehmerland am Song Contest hat eine Jury zusammengestellt. Sie darf nur die Beiträge anderer Länder bewerten, nicht aber den eigenen. Dabei wird nicht jeder musikalische Beitrag bewertet, sondern die Jury vergibt eine bestimmte Anzahl Punkte an die Beiträge, die am besten gefallen haben. Hinzuaddiert werden beispielsweise in Deutschland die Ergebnisse des Televotings. Die höchste Punktzahl, die nur einmalig vergeben werden darf, ist 12 Punkte, die niedrigste ein Punkt. Vom Publikum ernannte Favoriten erleben zuweilen, dass sie schlechter bewertet werden, als man erwartet hatte. Daran sieht man, dass es international sehr verschiedene Musikgeschmäcker gibt. Zum anderen macht sich beim European Song Contest manchmal eine politische Unternote bemerkbar. Manches Land vergibt anscheinend Solidaritätspunkte.
Die teilnehmenden Interpreten werden vor dem eigentlichen Song Contest Finale in den Teilnehmerländern ermittelt. Dabei steht jedem Teilnehmerland frei, wie es diesen Vorentscheid gestaltet. Oft nutzt man das Televoting-Verfahren. Einige Länder veranstalten Musikwettbewerbe, um den besten Songbeitrag zu entsenden. Andere benennen ihren Kandidaten ohne einen Vorentscheid. Auch die Musikwettbewerbe und Vorentscheide werden meist landesweit als Show im Fernsehen übertragen. Welches Land teilnimmt und welches aus verschiedenen Gründen verzichtet hat, erfährt der Zuschauer im Finale bzw. aus der Tagespresse. Sowohl am Bewertungssystem als auch an den Teilnahmeregeln wurden immer wieder Modifikationen vorgenommen. Früher waren nur Beiträge in Landessprache erlaubt. Heutzutage darf jedes Land auch englischsprachige Beiträge einbringen. Da es sich um eine Liveshow handelt, wird sie in jedes Land übertragen und von einem landessprachlichen Moderator kommentiert. Die jeweilige Landesjury bleibt unsichtbar und wird durch einen live zugeschalteten Sprecher vertreten.
Für das Fernsehpublikum ist der European Song Contest längst mehr als nur ein Komponistenwettbewerb. Er ist eine abendfüllende Musikshow, zu der man sich vor dem Fernseher trifft. Public Viewing hat sich bisher in Deutschland – mit Ausnahme der Großveranstaltung auf der Hamburger Reeperbahn – nicht durchgesetzt. Durch die Medien wird der teilnehmende Song heutzutage frühzeitig gepusht und als möglicher Favorit aufgebaut. Wie unrealistisch dies ist, sieht man am Ergebnis des Jahres 2013, als das kleine Dänemark souverän gewann.