Die 1980er Jahre standen ganz im Zeichen des Pop, wie wir ihn heute noch kennen. Megastars wie Michael Jackson, Prince und Madonna dominierten die internationalen Charts während gleichzeitig ihre zur Routine gewordenen Exzesse die Schlagzeilen füllten. Der Punk der 1970er Jahre verwandelte sich ob seiner Destruktivität in den unterkühlten New Wave des neuen Jahrzehnts und auch der Rock vollzog eine neue Metamorphose hin zum stadienfüllenden Massenphänomen, bei dem es nun mehr denn je um das Feiern der Virtuosität genialer Gitarristen zu gehen schien. Die Achtziger waren aber auch das erste Jahrzehnt, in dem die elektronische Musik erstmals flächendeckend in die Charts Einzug hielt und eine besondere Form des Sprachgesanges rasant an Bedeutung gewann.
Das Jahrzehnt begann angesichts der folgenden Umbrüche vergleichsweise beschaulich. Der erste größere Hit war Ex-Genesis-Mitglied Phil Collins 1981 gegönnt: Sein Song „In The Air Tonight“ brachte mit seiner unterschwelligen, verhaltenen und doch energetischen Poesie das Lebensgefühl von Millionen Menschen weltweit auf den Punkt. Ein Jahr später sollten Trio mit „Da Da Da“ einen einmaligen Überraschungserfolg in Deutschland landen, der ebenfalls bis heute nicht mehr aus den Köpfen der Musikhörer wegzudenken ist.
1982 war dann das Jahr, ab dem sich alles änderte: Michael Jackson veröffentlichte „Thriller“, das bis heute erfolgreichste Album der Popgeschichte, an dem sich sämtliche ihm nachfolgende Alben messen lassen mussten. Von insgesamt 9 Songs wurden 7 als Singles ausgekoppelt – alle von ihnen schafften es in Amerika in die Top 10. Das Album hielt sich monatelang an der Spitze der internationalen Albumcharts. Künstlerisch beschritt Michael Jackson damit neue Wege und gab seiner Konkurrenz die Richtung vor, in die man sich fortan zu orientieren hatte.
Jacksons härtester Rivale – obwohl dies auch immer wieder von den Medien bewusst so konstruiert wurde, sprechen die Verkaufszahlen eine eindeutige Sprache – war wohl kein geringerer als Prince. Der Mann, der nicht nur ein musikalisches Genie sondern auch manisch sexbesessen ist, was er grundsätzlich in seinen Texten zum Ausdruck bringt. Songs wie „Purple Rain“ oder „Kiss“ fanden nichtsdestotrotz ihren Weg in alle Best-Of-Listen der 1980er.
Unabhängig von den Streitereien der beiden Alphatiere ebnete sich Madonna ihren Weg in den Pop-Olymp, in dem sie schlicht auf ihre weiblichen Reize in Kombination mit souverän produzierter Popmusik setzte. Ihre Inszenierungen sorgten dafür häufig für Skandale, die die beträchtlichen Verkaufszahlen ihrer Alben und Singles überschatteten – „Holiday“, „Like a Virgin“ und andere sind trotzdem Songs für die Ewigkeit geblieben.
Der mittlerweile nach England zurückgekehrte David Bowie überraschte die Popwelt Anfang der Achtziger mit seinem zugänglichsten Album überhaupt: „Let’s Dance“ ließ ihn ein unerwartetes Comeback erleben – Kollaborationen mit Mick Jagger und Tina Turner lesen sich dabei wie ein Who-is-Who der damals aktuellen Szene.
Fernab vom Mainstream entwickelte sich derweil in England ein neues Genre, das sich New Wave nannte und verstärkt auf den Einsatz von erschwinglich gewordenen Synthesizern setzte. Die Band Depeche Mode bildete die Speerspitze dieser neuen elektronischen Bewegung, die bald auch Einzug in die Charts hielt.
Eine ebenfalls nicht mit herkömmlichen Instrumenten gespielte Musik, die aber eine gänzlich andere Haltung als der düstere New Wave einnahm, kam etwa zeitgleich in Amerika auf. Rap- und Hip-Hop-Gruppen bestanden in den Anfangszeiten aus einem DJ, der mit in der Regel zwei Plattentellern Beats erzeugte, während ein oder mehrere MCs darüber rappten. Gruppen wie Run DMC etwa leisteten Pionierarbeit und bekamen dabei prominente Unterstützer aus ganz anderer Richtung: Aerosmith nahmen zusammen mit Run DMC den Song „Walk This Way“ neu auf. So entstand der erste Hybrid aus Rock und Hip-Hop – erst Ende der 1990er sollte dieses, „Crossover“ genannte Genre großflächig populär werden.
Und so sind die 1980er Jahre in Bezug auf die populäre Musik ein Jahrzehnt der Avantgarde, in dem sogar die in den Charts platzierten Songs ein ungewöhnlich hohes Maß an kompositorischer Komplexität und gleichzeitig bestechender Eingängigkeit aufweisen. Jeder, der das Solo aus Michael Jacksons „Beat it“ von Eddie Van Halen kennt oder sich an „Sweet Child o‘ Mine“ von Guns N‘ Roses erinnert, wird dies verstehen.
Darüber hinaus war vor allem das aufkommende Musikfernsehen relevant. Musikvideos ermöglichten es den Fans erstmals, ihren Idolen auch visuell nahe zu sein, gleichzeitig eröffnete sich damit für die Künstler ein völlig neues Ausdrucksmedium.