Wer zwischen 1968 und 1980 regelmäßig den Fernseher eingeschaltet hatte, wird sich bestimmt noch erinnern: An die „Starparade“, die große Musiksendung im ZDF, moderiert von Publikumsliebling Rainer Holbe.
Besonders unter den Jüngeren mag die Vorstellung, dass es tatsächlich einmal eine Zeit gegeben hat, in der sich die Auswahl des TV-Programms auf magere drei Kanäle beschränkte, dazu führen, dass sich ein leichtes Schmunzeln um die Mundwinkel zeigt. Fragt man jedoch so manchen gestandenen Fernsehveteranen, so wird man wohl selten zu hören bekommen, sich etwa weniger vom damaligen Angebot unterhalten gefühlt zu haben.
Zu den Straßenfegern jener Zeit gehörte zweifellos auch die Starparade, die in einem bunten Musikmix nationalen und internationalen Stars eine höchst professionelle Bühne bot. Bis zu 28 Millionen Menschen sollen sich allein in Deutschland regelmäßig in dieses TV-Ereignis eingeschaltet haben. Doch nicht nur hierzulande war das Format ein voller Erfolg. Auch als Exportschlager fand die Starparade in über 80 Ländern ihre Zuschauer.
Obwohl die Sendung bis 1975 immer jeweils an einem Donnerstag ausgestrahlt wurde, erhielt sie keinen festen Sendeplatz im Programm des ZDF. Stattdessen wurde sie übers Jahr verteilt in unregelmäßigen Abständen gezeigt. Dabei gehörte es zum Grundkonzept, in einer Art Tournee durch die großen Hallen der Republik zu reisen und per Liveübertragung nicht nur die Fernsehzuschauer, sondern immer auch ein großes Saalpublikum zu begeistern. Eine Abkehr vom Donnerstag erfolgte im Jahr 1976, wo man sich auf den Samstagabend verlegte und im Wechsel mit „Dalli Dalli“ und der „Große Preis“ sendete. Bereits ein Jahr darauf kehrte man wieder zum Donnerstag zurück, bei dem es dann auch bis zum Ende nach insgesamt 13 Jahren blieb.
Als am 14. Februar die Starparade in der Siegerlandhalle das flackernde Fernsehlicht der Unterhaltungswelt erblickte, bedeutete dieses Datum gleichzeitig auch die Geburtsstunde einer einzigartigen Musikerkarriere. Es war der junge James Last mit seinem Orchester, der in der Show seinen ersten Fernsehauftritt hatte und die Sendung hernach bis zur letzten Ausstrahlung im Juni 1980 mit seinem unvergleichlichen Big-Band-Sound treu begleitete. Anders als so mancher der auftretenden Musikgrößen, wie Ivan Rebroff, die Beach Boys, Vicky Leandros oder Julio Iglesias, lehnte es Last immer ab Playback zu spielen. Anders aber auch als in ähnlichen Unterhaltungssendungen, wie etwa der Peter-Alexander-Show, bot sich den Stars in der Starparade die seltene Gelegenheit gleich mehrere ihrer Titel vorzustellen.
Etwas ungewöhnlich auch, wie der seinerzeit noch völlig unbekannte Rainer Holbe zu seinem Engagement als Moderator fand. Wie er selbst immer noch gerne erzählt, war der damalige Redakteur der Frankfurter Rundschau auf eine Pressemitteilung des Hessischen Rundfunks aufmerksam geworden, in der der Sender über einen Wettbewerb Nachwuchsquizmaster suchte. Wer meinte, er könne Leute unterhalten, solle sich bewerben und sich dem Auswahlverfahren unter der Leitung des großen Hans-Joachim Kulenkampff stellen. Wie Holbe schildert, hatte man sich in der Redaktion dazu entschlossen, einen Reporter – sozusagen undercover – als Kandidaten in dieses Casting einzuschleusen, um später im Blatt davon zu berichten.
Der Rest ist Fernsehgeschichte. Mit seiner populären Starparade wurde der unverhoffte Wettbewerbssieger Holbe nicht nur selbst zum Star – der größte Star blieb immer die Show selbst.