Bis Mitte der 1960er Jahre war die deutsche Radio- und Fernsehlandschaft im Bereich „Unterhaltungsmusik“ weitgehend von deutschen Schlagern und Volksmusik dominiert. Popmusik fand im öffentlich-rechtlichen Rundfunk so gut wie nicht statt. Als Folge wanderten jugendliche Musikkonsumenten zum großen Teil zu Sendern ab, die wie AFN oder Radio Luxemburg englischsprachige Hits spielten.
Einige Verantwortliche in den Programmabteilungen der deutschen Rundfunkanstalten reagierten auf diese Entwicklung und es tauchten vereinzelt im Radio Anglo-Pop- und Rockformate auf. Beim Fernsehen war es der kleinste ARD-Sender, Radio Bremen (RB), der 1965 mit dem „Beat-Club“ Deutschlands erste Musik-TV-Sendereihe aus der Taufe hob.
Verantwortlich für die einmal im Monat sonnabends zwischen 16.45 und 17.15 Uhr ausgestrahlten Sendungen, in denen von live auftretenden Bands im Playback-Verfahren englischsprachige Popmusik geboten wurde, war der RB-Musikredakteur Michael „Mike“ Leckebusch (1937 – 2000). Leckebusch und seine Mitarbeiter hatten sich beim Konzept des „Beat-Clubs“ an ausländischen TV-Vorbildern wie der US-Tanzshow „American Bandstand“ und dem britischen „Ready, Steady, Go!“ orientiert. Wesentlicher Bestandteil der Bremer Show waren die etwa 500 Live-Gäste in dem relativ kleinen Garagen-Studio, die zu der Musik tanzten und so Party-Stimmung erzeugten.
Bei der Premiere der nach heutigen Maßstäben recht biederen, im Zeitzusammenhang der Vor-1968er-BRD geradezu revolutionären Pop-Sendung am 25.9.1965 sprach der beschlipste RB-Radiomoderator und spätere Tagesschausprecher Wilhelm Wieben (geb. 1935) die historischen Worte: „Sie aber, meine Damen und Herren, die Sie Beat-Musik nicht mögen, bitten wir um Verständnis: Es ist eine Live-Sendung mit jungen Leuten für junge Leute.“.
Bei den ersten Folgen des „Beat-Clubs“ musste Leckebusch noch mit eher unbekannten deutschen Bands, die englische Songs spielten, das Programm füllen. Trotzdem wurde der „Beat-Club“ sofort zum großen Erfolg bei den Jugendlichen und zum Meckergrund für Tugendwarte. Grund für moralinaufgeregte Kritik waren neben lauter „N…musik“ auch die bis 1970 regelmäßig auftretenden Gogo-Girls und die kurzen Röcke der von wechselnden männlichen Co-Moderatoren unterstützten Haupt-Moderatorin Uschi Nerke. Uschi Nerke (geb. 1944), damals Studentin und ab 1968 Diplom-Bauingenieurin, wurde eine der ersten deutschen Pop-Ikonen im TV.
Wegen des großen Erfolgs des „Beat-Clubs“ gelang es Leckebusch bald auch richtige Stars wie Joe Cocker, The Hollies, The Rolling Stones, Cuck Berry oder The Who nach Bremen zu locken. 1968 stieg der WDR in die Produktion ein und die Sendezeit wurde auf eine Stunde verdoppelt. Neben den insgesamt 83 regulären Ausgaben gab es eine Reihe von „Beat-Club“-Specials, die sich auf eine Band oder einen Einzelinterpreten konzentrierten. Titelmusik des „Beat-Clubs“ war bis 1968 das „Sound Incorporated“-Stück „Rinky Dinky“, danach Mood Mosaics „A Touch of Velvet“.
Ab 1970 wurde der „Beat-Club“ in Farbe ausgestrahlt und machte durch seine poppig-pseudopsychedelischen optischen Tricks Furore. In den 70er Jahren traten zunehmend „Progressive Rock“ –Bands wie Santanta oder Emerson, Lake & Palmer auf, die richtig live spielten.
Dieses Konzept traf zunehmend auf Widerwillen der Chef-Etage, in der das Konzept einer Mainstream-Musiksendung bevorzugt wurde. Entsprechend wurde der „Beat-Club“ im Dezember 1972 eingestellt und durch den bonbonpoppigeren, von Uschi Nerke und Manfred Sexauer moderierten „Musikladen“ (Regie: Mike Leckebusch) ersetzt.