Die 1960er Jahren waren das Jahrzehnt, als der Stein ins Rollen kam und die Beatlesmania im legendären Hamburger Star-Club ihren Anfang nahm. Wer es auf der Reeperbahn nicht schaffte, der hatte auch in seinem Heimatland schlechte Karten. Während die deutschen Radiosender noch überwiegend Schlager von Freddy Quinn, Manuela, Gitte oder Rex Gildo spielten, tanzte die Jugend bereits zu „Twist and Shout“ von den Top Notes. Der Song wurde später unter anderem von The Who und The Beatles gecovert.
Aus Großbritannien schwappte die Beat-Welle in die USA. Bald erreichten die ersten Ausläufer auch Deutschland. Die Fortführung des Rock `n´ Roll basierte auf mehrstimmigem Gesang und mehreren Gitarrenstimmen. Bands wie die Swinging Blue Jeans oder Jerry and the Pacemakers erreichten eine kurzzeitige Berühmtheit. Meist waren die Namen der Bands klangvoller als deren Songs. Mehr Aufmerksamkeit erzielten zum Beispiel The Searches mit ihrem Hit „Needles and Pins“ und weiteren gut gemachten Popsongs, die aber letztendlich zu brav waren, um mit den Beatles ernsthaft konkurrieren zu können. Mit „I want to hold your Hand“ stürmten die vier Jungs aus Liverpool 1964 zum ersten Mal die Charts in den USA. Etwa zur gleichen Zeit wurden die Kinks gegründet, die mit „You really got me“ ganz neue Töne anschlugen. Das traf auch auf die Pretty Things zu, die musikalisch ein Vorläufer von Heavy Metal waren. 1965 verkaufte eine Band namens Herman and his Hermits mehr Platten als die Beatles. Mit ihrem lupenreinen Pop-Rock verzauberten sie das jugendliche Publikum. 1965 startete auch der Beat-Club im Fernsehen mit Auftritten englischsprachiger Musiker.
In immer kürzeren Abständen betraten neue Bands die Showbühne und landeten Hits. Neben den längst etablierten Beatles und Rolling Stones gehörten die Troggs und die Tremelos ebenso zu den verheißungsvollen Newcomern wie Dave, Dee, Dozy, Beaky, Mick and Titch. Wer es etwas ruhiger und abgeklärter mochte, hörte die Walker Brothers, die ihren Hit „The Sun Ain’t Gonna Shine Anymore“ mit einer großen Portion Pathos vortrugen. 1967 begeisterten die Beatles mit ihrem Album „Sgt. Pepper“. Die Rolling Stones hielten mit „Satanic Majesties Request“ dagegen. Die Musikfans waren da längst in zwei unversöhnliche Lager gespalten. Wer für die Stones war, konnte unmöglich für die Beatles sein und umgekehrt. Wem beide Gruppen zu kommerziell geworden waren, der hörte nun Cream (mit Eric Clapton und Ginger Baker) oder Frank Zappa. Unter den Singer-Songwritern dominierte Bob Dylan, der nur zu genau wusste: „The Times they are A-Changin‘“.
Ende der 1960er Jahre wurde auch der Soul in Deutschland entdeckt. Eine Vertreterin dieses Musikstils war Aretha Franklin, die es 1967 mit ihrem Lied „Respect“ in die deutschen Charts schaffte. James Brown entwickelte den Soul zum Funk, während Scott Mckenzie 1967 in seinem Welthit „San Franciso“ die Gefühle der Blumenkinder musikalisch zusammenfasste. Einer der Höhepunkte der Dekade war das Festival in Woodstock. Joan Baez und Creedence Clearwater Revival traten ebenso vor den 250.000 Zuschauern auf wie Jimi Hendrix und Janis Joplin, die nicht nur mit „Piece of my Heart“ längst eine große Fangemeinde in Deutschland hatte. Janis Joplin und Jimi Hendrix, der auch als „schwarzer Elvis Presley“ bezeichnet wurde, starben ein Jahr nach dem Festival. Aus heutiger Sicht betrachtet war Woodstock das Ende einer Ära, die nicht nur musikalisch außergewöhnlich war.